Interview mit Matthias Kaiser, dem Stadtverbandsvorsitzenden der SPD in Lage

Heute sprechen wir mit Matthias Kaiser, dem Stadtverbandsvorsitzenden der SPD in Lage, über seine ersten Monate im Amt und über Jugend in der Politik

Hallo Matthias, du bist seit Februar 2020 Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes Lage. Wie kam es dazu?

Zunächst einmal: Matthias klingt so förmlich, das sagen nur meine Eltern zu mir, wenn sie sauer sind (lacht). Bleiben wir einfach bei Matze; ich komme vom Dorf und das „Du“ ist mir sehr wichtig. Zur Frage: Ich war seit 2016 stellvertretender Vorsitzender und habe dabei eine Menge Erfahrungen gesammelt. Meine beiden Mentoren Andreas Fritz und Rolf Kamphausen sagten dann irgendwann einmal: Es muss jetzt etwas Neues her, wir wollen den Wechsel. Matze, du kannst das!

Hast du lange überlegen müssen?

Ja! (lacht) Ich habe mir verschiedene Meinungen eingeholt aus der Familie, von Freunden, Verwandten und anderen Politikern natürlich. Das ist eine Aufgabe, die viel Zeit und Aufwand erfordert, mir aber auch sehr viel Freude macht.

Du bist 30 Jahre alt. Fühlst du dich zu jung?

Nein! Tatsächlich nicht mehr. Anfangs habe ich etwas gezweifelt, aber weil ich schon lange in der Partei und im Vorstand aktiv war, war ich mir sehr sicher, das zu bewältigen. Und natürlich gibt es eine Eingewöhnungsphase und viele Leute, die mir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Eine Partei zu leiten ist Teamarbeit, deshalb bin ich froh von meinen Stellvertretern Andrea Speckbrock und Lars Bork tatkräftig unterstützt zu werden. Das ist sehr wichtig und ohne das geht es nicht. Ich bin nicht der erste junge Vorsitzende in Lippe. Die lippischen Sozialdemokraten strukturieren sich aktiv um und geben nach und nach das Zepter an die nächste Generation weiter.

Du hast damit einen großen Schritt auf der Karriereleiter gemacht.

Das ist richtig. Es gibt in der SPD nicht soo viele junge Stadtverbandsvorsitzende. Aber ich muss sagen, dass die Situation bei uns in Lippe etwas anders ist und wir sehr viele junge SPD-Stadtverbandsvorsitzende haben. Den Begriff „Erneuerung“ mag ich nicht, ich stehe für Veränderungen! In Lippe haben wir die richtigen Schritte eingeleitet, indem wir rechtzeitig für Jugend und Nachwuchs gesorgt haben. Alle großen Stadtverbände und einige kleinere werden von jungen Leuten geleitet; Bad Salzuflen: Clemens Welslau, 29 Jahre alt. Lemgo: Julien Thiede, 21 Jahre. Detmold: Ilka Kottmann, 36 Jahre. Lage: Matthias Kaiser: 30 Jahre. Leopoldshöhe: Nils Goedeke, 35 Jahre. Horn-Bad Meinberg: Celil Celik, 25 Jahre.

Das ist beeindruckend. Handelt es sich um Zufall?

Ich glaube nicht. Die ältere Generation hat verstanden, dass Jugend und Nachwuchs wichtig sind. Alle Parteien leiden unter Nachwuchssorgen – wir in Lippe haben die Situation erkannt und der Jugend eine Chance gegeben. Das funktioniert sehr gut bei uns. Lippe ist rot und das haben auch schon die Parteioberen in Düsseldorf und Berlin bemerkt. Bei uns läuft es etwas anders und es läuft gut! Darauf können wir stolz sein.

Hat sich durch diese jungen Vorsitzenden etwas geändert in den Stadtverbänden?

Wir konnten bisher einiges ändern. Zunächst einmal wurden wir durch die Corona-Krise in die digitale Welt geworfen und haben festgestellt, dass das innerhalb der Partei sehr gut funktioniert. Dann haben sich die Parteistrukturen geändert. Die Partei ist offener und moderner geworden. Wir konzentrieren uns mehr auf die sozialen Medien. Außerdem haben wir ein neues Parteidesign und gestalten unser Büro um. In dem halben Jahr ist trotz Corona schon eine Menge passiert.

Habt Ihr in Lage mehrere jüngere Kandidat/innen für den Rat?

Wir haben darauf geachtet, alle Altersgruppen gleichmäßig zu berücksichtigen, und haben für eine tolle Mischung von erfahrenen Kräften und Nachwuchspolitiker/innen gesorgt. Das haben wir in Lage sehr gut gelöst und können stolz darauf sein.

Hast du dir besondere Ziele gesetzt?

Ja! Wenn man für so ein Amt antritt, dann muss man ganz konkrete Ziele haben. Mein Hauptziel ist, die SPD Lage zu reformieren und moderner zu gestalten. Ich möchte für einfachere und klarere Strukturen sorgen und ich möchte es für jüngere Menschen attraktiver und einfacher machen, an der Politik teilzunehmen.

Es ist ein Spagat, sich auf der einen Seite verstärkt um die jüngere Generation zu kümmern und auf der anderen Seite in der älter werdenden Gesellschaft den Senioren gerecht zu werden.

Da hast du recht. Wir müssen grundsätzlich ein Gleichgewicht zwischen allen Altersgruppen bewahren. Die SPD setzt sich aktiv für die Jüngeren ein, fördert Familien und sorgt dafür, dass Bildung und Kitas kostenlos sind. Das sind zugleich die Altersgruppen, die wir (wieder) für uns gewinnen möchten. Aber wir sind auch für die ältere Generation da: Die SPD setzt sich für stabile und faire Renten, für Versorgung vor Ort, gute Verkehrsanbindungen in den Ortsteilen und eine sichere ärztliche Versorgung ein.

Vielen Dank, Matze. Ich wünsche dir viel Erfolg und bleib gesund!